Mittwoch, 8. August 2012


Fünf Seen Film Festival 2012- Tagebuch von Kamerafrau Merle Jothe

Als ich am 01.08.2012 auf dem FSFF ankam, konnte ich es kaum fassen, die Berge zu sehen, die sich am Horizont, hinter dem Starnberger See majestätisch mit dem Himmel verbünden.


Was das allerdings mit dem Wetter machen kann, dazu später.
Zuerst ins Hotel Kaiserin Elisabeth, mit Blick auf die fernen Berge und den Starnberger See.
Es gibt einen kleinen Roboter, der unermüdlich über den Rasen fährt um kleinste Grashalme abzuschneiden. Fast schließe ich ihn ins Herz, so unermüdlich wie er vor sich hin arbeitet.

Die erste Vorstellung von „Berg Fidel- Eine Schule für alle“ findet am 01.08. um 19:00 Uhr im Kino Breitwand Schloß Seefeld statt.
Das Kino befindet sich in einem wunderbar hergerichteten Schlosshof und ist mit Ledersesseln ausgestattet, stilecht.

Es sei dem Wetter geschuldet, daß ein paar wenige, dafür aber sehr interessierte Zuschauer, den Weg ins Kino finden.
Im Anschluß sitzen wir im Schlosshof und unterhalten uns angeregt über „Berg Fidel“ als auch über das Schulsystem an sich.

Am 02.08. läuft „Berg Fidel- Eine Schule für alle“ um 17:15 Uhr im Kino Breitwand Starnberg.
Diesmal sind es mehr Zuschauer, die alle im Anschluß viele Fragen haben und ebenso schockiert, wie begeistert sind, von den Kindern und deren Leben, wie sie es im Film kennen gelernt hatten.

Danach geht es auf die berüchtigte Dampferfahrt und ich hatte mich schon gefreut, die für sie typische Form der Zugspitze gezeigt zu bekommen, leider macht uns das Wetter an diesem Punkt einen gehörigen Strich durch die Rechnung, denn ebenso viel Wasser die MS Starnberg unter dem Kiel hat, bekommt sie auch an Deck zu spüren. Sintflutartige Regenfälle, mit Donnergrollen, was ich in so einer Lautstärke noch nie gehört hatte und Blitze, machen es fast unmöglich, den ersten von drei Kurzfilmen zu verstehen, die an Bord prämiert werden sollen.
Aber auch dieses Wetter kann die Stimmung an Bord nicht trüben.


Am darauf folgenden Tag scheint wieder die Sonne, als sei nichts geschehen.
Ich habe mich entschlossen, länger in dieser schönen Gegend zu bleiben mindestens bis zur Preisverleihung.

Am Abend des 3.08. schaue ich mir den Film „Der Fluß war einst ein Mensch“ an, der mich ziemlich mitnimmt.

Am darauf folgenden Tag, dem 04.08., beschließe ich zum wandern in die Berge zu fahren.
Der Weg führt mich an den Walchensee auf den Herzogstand.
Relativ spät nehme ich die Gondel nach oben auf 1600 Meter und wandere los.
Zum ersten Gipfelkreuz und über den Grat ist das Wetter noch einwandfrei. Ab und an ein paar Wolken die die Sicht versperren und sich über die Gipfel schieben, als würden sie sie streicheln.
Eine wunderschöne Aussicht, ich muß immer wieder anhalten um mich umzuschauen.
Als ich an der Berghütte, total erledigt ankomme, beginnt es zu regnen.
Ich entschließe mich dort oben zu bleiben, während wieder einmal Sintflutartige Regenfälle, Hagel, hallender Donner und Blitze, die in die Hütte einschlagen, wie mir ein fürsorglicher Mitwanderer erklärt, über uns wüten.
Man könnte die Orientierung verlieren, ohne Anhaltspunkte, und durch die in Nebel gehüllte Umgebung.
Als es aufhört, gehe ich los.
Nach unglaublichen Strapazen, woran mich heute noch der Muskelkater erinnert, komme ich endlich, völlig durchnässt und erschöpft wieder in Starnberg an und beschließe, mich mit einem Film zu belohnen.
„Violetta Parra“ einem Film von Andrés Wood über die chilenische Musikerin und Künstlerin und ihr bewegtes Leben. Genauso bewegt verlasse ich das Kino in eine lauwarme Nacht.

Am Sonntag, dem 05.08. beschließe ich, mir den Film „Die Rückkehr“ von Andrej Swjaginzew anzuschauen. Wieder ein sehr bewegendes Thema um die Rückkehr eines Vaters zu seiner Familie - in sehr schönen Bildern umgesetzt, wie ich finde.

Danach denke ich, gehst Du noch eine kleine Runde schwimmen.
Gesagt getan, jedoch schaffe ich es nicht mehr trockenen Fußes von der Liegewiese gen Hotel aufzubrechen und muß in einer Unterführung Zuflucht suchen.
Schon wieder hat sich der strahlende Sonnenschein in einen bedrohlichen Himmel verwandelt und schickt Blitze und Donner.


Langsam wird mir mulmig zumute, denn es ist schon 17:30 Uhr. Die Preisverleihung soll um 19:00 Uhr beginnen und ich stehe tropf naß in einer Unterführung und warte auf Wetterbesserung. Die aber nicht in Sicht ist.
Um 18:00 Uhr wird eine Dame mit Kind abgeholt, ich fasse mir ein Herz und frage ob sie mich mitnehmen kann.
Um 10 nach sechs lässt sie mich vor meinem Hotel aus dem Auto springen.
Vielen Dank noch einmal für diese nette Geste!
Jetzt aber schnell, ich möchte ja nicht zu spät kommen.

An der Schlossberghalle angekommen, ist dann doch noch alles entspannt und ich nutze die Zeit um mich mit Reinhard Hauff zu unterhalten und einen Prosecco zu trinken, denn ich bin ein wenig nervös.
Die Preisverleihung ist ganz gelassen und wenig formell, was meine Nervosität etwas abklingen lässt.
Der Festivalleiter Matthias Helwig lässt es sich nicht nehmen ebenso durch den Abend zu führen wie die Moderatorin, Marieke Oeffinger in ihrem wunderbaren Petticoat.

Als die Jury des Dokumentarfilmpreises auf der Bühne steht gibt es kurz Verwirrung weil niemand weiß, daß ich anstelle von Hella Wenders den Preis entgegen nehmen werde.
Katrin Gebhardt- Seele, die so wunderbar um mich herum organisiert hat, ruft der Moderatorin zu, daß die Kamerafrau von „Berg Fidel“ da ist, darauf hin gehe ich auf die Bühne und muß schmunzeln.
Die Begründung der Jury, bekomme ich fast nicht mit und konzentriere mich auf die Grußworte, die ich zu lesen habe. Damit auch alles klappt....
Ich freue mich sehr über den Preis!
Nicht zu vergessen, daß „Vierzehn“ von Cornelia Grünberg eine lobende Erwähnung bekommt.
Was mich freut, da sie ebenfalls eine Absolventin der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin (dffb) ist.
Danach geht „gefühlt“ alles sehr schnell, es werden noch Fotos auf der Bühne gemacht und danach ab ins Foyer.
Wo ich mich gemeinsam mit Cornelia Grünberg und der Dokumentarfilmjury zu einem „Fototermin“ einfinde.

Alles in Allem muß ich sagen, daß dieses Festival familiär und gemütlich ist.
Alle Mitarbeiter haben neben ihrer Filmaffinität die Gemeinsamkeit, freundliche und herzliche Persönlichkeiten zu sein.

Vielen Dank für Alles, es war mir ein großes Vergnügen.
Merle Jothe



Montag, 6. August 2012


BERG FIDEL-EINE SCHULE FÜR ALLE gewinnt auf dem 6. Fünf Seen Filmfestival:


 © Joerg Reuther

Gewinner des Dokumentarfilmpreises ist die deutsche Produktion BERG FIDEL von Hella Wenders. Die Jury begründet ihre Entscheidung: „Die Schüler der Grundschule 'Berg Fidel' in Münster leben vor, wie das gehen könnte - eine Gesellschaft des Miteinander: von Nichtbehinderten und Behinderten, von Klugen und weniger Schlauen, von Deutschen und Zugewanderten. Die Regisseurin Hella Wenders hat einige Schüler über drei Jahre hinweg begleitet, sehr behutsam und zurückhaltend. Und sie blickt auf sie in einer Weise, wie auch diese besondere Schule sie sieht: als Individuen, die nicht gleich mit Etiketten wie 'behindert' oder 'hochbegabt' versehen und entsprechend sortiert werden. Dabei zeigt der Film keine heile Welt. Das Prinzip der Inklusion erscheint vielmehr als gelebte Utopie in einer selektierenden, ausschließenden Gesellschaft - eine Erkenntnis, die einiges an Zündstoff birgt, die die Regisseurin allerdings fast beiläufig entwickelt. Hier sprechen die Beobachtungen für sich. BERG FIDEL ist warmherzig und charmant, der erstaunlich reife Film einer jungen Regisseurin.” BERG FIDEL erhält 3.000 Euro, gestiftet von der Kreissparkasse München-Starnberg- Ebersberg. Der deutsche Kinostart ist am 13.09.2012.

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© Pavel Brož
Mit großer Freude habe ich in Berlin vom Dokumentarfilmpreis für „Berg Fidel-Eine Schule für alle“ erfahren. Ich freue mich wirklich riesig!
Dieser Preis bedeutet mir, meinem Team, den Protagonisten und der Grundschule Berg Fidel sehr sehr viel, da wir alle hoffen, dass die Schule für alle in den Köpfen und Herzen der  Menschen ankommt und verstanden wird.
Etwas Schöneres als diese Auszeichnung kurz vor der Geburt meines ersten Kindes, einer Tochter, konnte in der Tat nicht passieren, ich werde ihr sofort davon erzählen!
Vielen, vielen Dank der Jury, dem Team des 5 Seen Film Festivals, insbesondere Matthias Helwig und Caro Bader für das Vertrauen in unseren Film.

Hella Wenders
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Merle Jothe, die  Kamerafrau von Berg Fidel-eine Schule für alle war auf dem 5 Seen Filmfestival und wird hier in Kürze von den Vorführungen und der Preisverleihung berichten.